Geschichte
1990 am 3. Oktober dann der Start mit einem ersten Flugtag in Oehna (alt). Ehrengast: Egon Scheibe vom Scheibe Flugzeugbau.
So nebenher die GmbH-Gründung. Damit war die wohl erste privat Flugschule neben der treuhandverwalteten Flugschule Schönhagen im Osten geboren. Mit Frank Wurzer und Thomas Wahle, junge, exzellent ausgebildete Fluglehrer der ehemaligen GST . „Im Nacken“ die Befristung – also musste die Standortsuche weiter gehen.
Fündig wurden wir nur vier Kilometer weiter südlich in der Gemarkung Zellendorf. Ein Teil des sandigen Ackers war Bodenreformland. Zusätzlicher Bedarf wurde von der Treuhand oder von privat zugekauft bzw. erst einmal angepachtet. Kurt Siebenwurst als Gutachter (English for Pilots) aus Stuttgart befand die knapp 1200 m lange Fläche trotz Eisenbahn und Hochspannung auf der Ostseite für geeignet. Wieder Vermessung und Genehmigungsverfahren und noch im Herbst 1990 die Grasansaat durch die Agrargenossenschaft für eine 1100 m lange Grasbahn.
Planung des Schul- und Mehrzweckgebäudes und der Hallen und so „nebenbei“ der Flugbetrieb in Oehna (alt), um die dringend benötigten Einnahmen zu erwirtschaften. Im Juni 1991 Grundsteinlegung mit vielen Ehrengästen- nur die Luftfahrtbehörde fehlte, weil wir für sie die nicht existieren! Verständlich.
Am 5.Dezember dann die tolle Einweihungsfeier der Gebäude und des Platzes wieder mit vielen Freunden und den schon bekannten Ehrengästen, dem Landrat, den Banken und unserem Versicherer Herrn Grümmer und langersehnt die Mitarbeiter Wilfried Laboor vom Ministerium und Michael Thomsen von der Landesbehörde mit den Genehmigungen. Am Folgetag bei Schmuddelwetter wurden die Flugzeuge überführt und alles konnte neu unter besseren Bedingungen beginnen.
Zurück blieben Erinnerungen an eine wilde, urige Zeit auf dem Acker in Oehna, wo neben Theorieunterricht Essen gekocht und Kuchen gebacken wurde, wo die Flugzeuge in der Tauperiode durch knietief aufgeweichten Acker zu den Hallen gezogen wurden. Und doch waren diese Anfänge einmalig!
Jetzt ging es richtig los. Man spürte den Nachholebedarf in Berlin (ehemals West) und bei vielen mitteljährigen und älteren Leuten aus dem Osten-endlich fliegen können. Fast 40.000 Flugbewegungen im Jahre 1992. Eine Tankstelle für Avgas und Super bleifrei wurde errichtet. 1993 dann das Angebot auf der Grundlage des Luftfahrtkonzeptes des Landes, Verkehrslandeplatzes zu werden. Die Aktivitäten rechtfertigen das. Der Flugzeugpark erhöhte sich um einen weiteren Motorsegler, eine weiter Cessna 150 und eine Beech 77, aber noch immer legten wir unser Ölspur nach Porta in den LTB von Hans Kaiser zu jeder 50- und 100-Std.-Kontrolle. Um diese Zeit wurde die Werft von Helmut Grünbergs aus Mengen zum Kauf angeboten. Ab 1993 arbeitete der Werftbetrieb unter dem Namen Fläming AIR.
Ein UKW-Peiler wurde installiert. 1995 erfolgte die Asphaltierung der 700 m Bahn.
1998 wurde diese auf 850 m verlängert und mit einer Nachflugbefeuerung versehen.
Für die Spornrädler, Motorsegler und andere kam eine 600 m Grasbahn hinzu.
Die Flugschule bildete bis zu diesem Zeitraum jährlich etwa zwanzig bis dreißig Piloten neu aus und schulte die gleiche Zahl um in folgenden Ausbildungsrichtungen:
- Motorflug PPL-A
- Motorsegler PPL-B
- CVFR
- Nachtflug
- Kunstflug auf einer Zlin 526
Die Vercharterung funktionierte dank fairer Preise und die Hallenkapazitäten wurden auf ca. 25 Plätze erweitert. Der LTB erhielt seine Zertifizierung nach JAR 145, welche bis Mai 2011 gültig war. Das Prüferpersonal wurde aus dem eigenen Personal qualifiziert. Im LTB wurde mit der Lehrlingsausbildung als Fluggerätemechaniker begonnen.
Im Zusammenarbeit mit dem Ing.– Büro Dr. Sperl und Hoffmann-Propeller begann der Betrieb 1998 mit der Umrüstung von Cessna 150 auf Rotax 912. Dafür war die Anerkennung als Herstellerbetrieb nach JAR 21 G erforderlich. Da ab 2003 keine Maschinen mehr umgerüstet wurden, wegen der Möglichkeit auch mit Original Contimotoren Mogas zu fliegen, ruht diese Zulassung seit 2003. Um das UL Thema wurde lange Zeit nicht nachgedacht aus verschiedenen Gründen. Doch die Szene boomte und ab 1999 beschäftigte sich auch Fläming AIR mit der Sache. Zunächst Importeur und Händler von tschechischen UL`s, wurde 2000 mit der Entwicklung eines eigenen Kunststoffflugzeuges begonnen.
Der „Saphir“ (wurde später wegen der Verwechslung mit dem Holz-Gemischt-Flugzeug Zephir) in „Smaragd“ umbenannt, hatte am 22.3 03 den Erstflug und erhielt am 29.12.03 die Verkehrszulassung. Der Smaragd fliegt heute als UL mit 472,5 kg und als Experimental mit 600 bzw. 650 kg Abfluggewicht.
Seit 1995 hat Klaus Schrodt , Uli Pade, Dr. Ludwig Hofmann und andere Spitzenkunstflieger Oehna zu ihrem Heimat- und Trainingsplatz gemacht. Frei von Lärmproblemen können sie hier ihr Training organisieren. Die erzielten Meistertitel sprechen eine eigene Sprache.
Inzwischen ist am Platz eine Wohnsiedlung entstanden, die von Flugschülern, Charterkunden und Touristen ausgiebig genutzt wird. Jährlich besuchen Tausende aus der Region die niveauvollen Flugtage.
2007 wird die berühmte Fläming Skate an den Flugplatz angeschlossen und es besteht dank Unterstützung von Landrat Peer Giesecke und Bürgermeister Wilfried Rauhut die Chance, den Eisenbahn–Haltepunkt Zellendorf wieder ins Leben zu rufen. EDBO wäre dann mit einer Fahrzeit von reichlich 45 Minuten zum Berliner Hauptbahnhof und der vierspurig ausgebauten B 101 ein berlinnaher Flugplatz.
Was macht EDBO zu dem was es ist? Viele haben es verwundert ausgesprochen. Der Platz liegt am A —-der Welt und hat Jahr für Jahr über dreißigtausend Flugbewegungen. Wie geht das? „ In Oehna ists schöna“ hat die ehemalige Flugschülerin Chantal Kessler (Frau des heutigen Dezernenten in Rheinland Pfalz Gernot Kessler) einmal gesagt. Diese Worte wurden zum Symbol.
Das besondere Flair wird geprägt von familiärer (Flieger)-Freundlichkeit. Da ist keine fühlbare Reglementierung, dafür aber konsequente Hilfsbereitschaft. Erster Kontakt in der Luft sind die freundlichen Stimmen der Flugleiterinnen Monika und Waltraud. Beide kümmern sich so nebenher noch um vieles mehr, um die Flugzeugbereitstellung für Schüler und Charterer, um die Betankung, die Abrechnung und beantworten geduldig kluge und weniger kluge Fragen. Das Lehrerteam in einer Flugschule neben sicherer, funktionierender Technik das Herzstück. Zum Lehrer wird man nicht geboren ( wenngleich eine gewisse ererbte oder anerzogene charakterliche Eignung schon wichtig ist), sondern durch Ausbildung und pädagogische Prägung gemacht. Soll eine Flugschule funktionieren müssen es auch die Lehrer. Die Tätigkeit als Berufung sehen, Spaß haben und Spaß vermitteln, hohes Maß an Eigenmotivation besitzen, die Schüler mögen, auch die weniger talentierten, natürlich fachlich kompetent sein und überdurchschnittlich gut fliegen können und Fehler auch mal bei sich suchen, wenn es mal nicht so voran geht, wie man es gern hätte. Um solche Lehrer haben wir uns immer bemüht und in den vielen Jahren ist uns das wohl auch ganz gut gelungen.
Das technische Personal findet man in dieser Region nicht auf der Straße . Man muss es selbst heran bilden. Die Prüfer sind dabei besonders wichtig, bestimmen sie doch mit ihrer Lizenz den Zulassungsumfang des Betriebes. So etwas geht nur mit viel Fleiß, Eigeninitiative und der Unterstützung der dafür zuständigen Behörde.
Überhaupt war uns auch in vielen Genehmigungsfragen das Glück hold da wir oft auf Mitarbeiter von Kreis – und Landesbehörden trafen die mit uns das gleiche Ziel verfolgten, mit uns nach vorn schauten und mehr schoben als bremsten. Entstanden ist das Unternehmen in einer schwierigen Zeit. Eigenkapital war ein Fremdwort, also wurden auch die Banken zu einem wichtigen Faktor. Heute würde manches nicht mehr gehen, weil die Regeln andere geworden sind.
Ein Traum, eine Idee ist die eine Seite, alles mit Leben zu erfüllen es täglich umzusetzen eine ganz andere und viel schwierigere. Entstanden ist das Unternehmen eigentlich als Familienbetrieb und ohne diese Familie wäre nichts so wie es heute ist.
Da ist Monika, die gute Seele des Unternehmens. Nicht nur die freundliche Chefin von „OEHNA INFO”, auch zuständig für die Finanzen und die Organisation des Schulbetriebes. Auch in schwierigen Zeiten immer den Blick nach vorn. Ohne sie wäre Fläming AIR nicht das was es ist. Karl, der Bruder noch mit 66 Jahren erwarb er den Pilotenschein und war ein guter Flugschüler seines „kleinen „ Bruders“. Auch er hat sich damit einen Jugendtraum erfüllt Er ist nicht nur Mitgesellschafter er war auch Planer und Architekt aller Baulichkeiten am Flugplatz und Initiator der schmucken Bungalowsiedlung, die die reichhaltigen fliegerischen Angebote des Platzes noch ergänzt.
Doreen, die Tochter. 1990, als es im Osten keine Lehrstellen gab, ging sie als Azubi zu Röder Präzision nach Egelsbach. Trotz schmerzlichen Heimwehs zog sie die Sache durch, wurde nach der Lehre übernommen und holte sich viele Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben. Als sie dann im heimatlichen Betrieb gebraucht wurde, kam sie mit Freuden zurück. Heute ist sie als Mechanikerin, CAT B1 und CAT C Prüfer eine verlässliche Kraft im Team.
Robert der Sohn. Ihn zog es in die Welt. Zwar erwarb auch er den Pilotenschein, doch dann entschied er sich für eine andere Richtung. Er übersprang die hohen Zulassungshürden, besuchte dreieinhalb Jahre die Akademie der Deutschen Flugsicherung und arbeitet seit vier Jahren als Centerlotse erst in Berlin dann in München. Da er Schweden liebt (vielleicht auch die Schwedinnen), ist er seit 2008 dort tätig.
Wenn man über die Geschichte einer Sache schreibt, läuft man immer Gefahr, etwas zu vergessen und man vergisst auch immer etwas. Nicht vergesse sollen aber die Flieger sein , die mit ihren unzähligen Landungen den Platz belebt haben, die Werftkunden mit ihrem Vertrauen in die Ehrlichkeit und Kompetenz unseres Teams, die Hallenkunden, die sich trotz der Entfernung wohl fühlen, die ehemaligen und heutigen Schüler, die mit ihrem fliegerischen Können und ihren verantwortungsvollen Handeln beweisen, dass sie eine gute Ausbildung durchlaufen haben und nicht zuletzt die Bürger, Fußgänger, Rad– und Autofahrer aus der Region, die sich im Restaurant und auf der Terrasse wohl fühlen, mal einen Rundflug buchen und die zu Ihrem Flugplatz gehören wie der Flugplatz zu ihnen.
Das war die Geschichte von Fläming AIR in Worten und Fakten. Das Leben war noch viel reichhaltiger vielfältiger, mal leichter, mal schwerer und so wohl mit Worten nicht zu beschreiben.
Zum Schluss noch etwas Statistik zur Geschichte von Fläming AIR und Flugplatz
- gegründet 1990
- Anzahl der Mitarbeiter: 18, davon 6 Frauen
Bereiche :
- Flugplatz, Flugschule, Vercharterung seit 1990
- Instandhaltungsbetrieb DE.145.0206 – von 1992 bis 2011
- Herstellungsbetrieb LBA G 0146 – von 1994 bis 1998
- MF – Kompetenzzentrum Flugplatz Oehna-Zellendorf DE.MF.0536 – seit 2012
- Herstellung von Leichtflugzeugen Peregrine (UL und LSA – ) – seit 2003
- Jabiru – Importeur für Deutschland, Österreich, Schweiz -Vertrieb von Leichtflugzeugen und Motoren – seit 2010
- Phönix – Importeur für Deutschland und Österreich – Vertrieb von Motorseglern seit 2010
- Flugbewegungen 1991 bis 2006: ca. 490 000
- Ausgebildete und umgeschulte Piloten 1991 bis 2006: ca. 580
- Flugunfälle mit Personenschäden: 1991 bis 2007:
- 1992 FK 9 Fremde Flugschule (Abgerissene Landeklappe)
- 1996 Vivat Motorsegler –Charter (Abkippen nach überziehen in der ersten Kurve)
- 2006 SF 25 C Motorsegler – Charter (Start mit ausgef.. Störklappe – abkippen .)
- 2007 Trener Baby Experimental – Einweisungsflug (Kraftstoffmangel, Unterschreitender Mindestgeschwindigkeit mit abkippen)
Im Schulbetrieb mit ca. 150 000 Starts und Landungen gab es im gesamten Zeitraum keine Unfälle oder Störungen im Flugbetrieb mit Personenschäden!